Das Lyrische Ich

Das lyrische-Ich

Ist der Autor auch immer gleich der Protagonist? Kennt er alle Figuren wirklich? Sind die Gespräche genauso passiert? Das Lyrische Ich ist nicht der Autor. Das kann zwar der Fall sein, kommt aber eher selten vor. In der Epik und Lyrik finden wir das Lyrische Ich grundsätzlich wieder. Es wurde erst im 20. Jahrhundert als solches benannt – dabei existiert es schon sehr viel länger in der Literatur. Das Lyrische Ich ist fiktiv, es nimmt die Rolle des Erzählers/Protagonisten ein und befördert den Rezipienten in die Position der jeweiligen Person – der Einblick und die Emotionen sind dadurch näher und intensiver.

Pronomen des Lyrischen Ichs

Ein Lyrisches Ich kann nicht nur eine Person, sondern auch ein Tier oder sogar ein Gegenstand sein. Typisch dafür sind Personalpronomen (sg. “ich”, pl. “wir”), Possessivpronomen (sg. “mein, dein, mir, dir”, pl. “unser, euer”), sowie die direkte Anrede (sg. “dir, mir”, pl. “euch, ihr”).

Hier ein Beispiel für die Verwendung des Lyrischen Ich und Lyrischen Du (Johann Wolfgang von Goethe “Erlkönig”):

“MEIN Vater, MEIN Vater, und hörest DU nicht,

Was Erlenkönig MIR leise verspricht?

Sei ruhig, bleibe ruhig, MEIN Kind,

In dürren Blättern säuselt der Wind.”

Wechsel der Person

Die Possessivpronomen verraten, dass das Lyrische Ich nicht konstant eine Person ist – es geschieht ein Wechsel im Dialog zwischen Vater und Sohn. In einem Moment spüren die Leser die Angst des Kindes, im nächsten jedoch die Sorge des Vaters.

Beim kreativen Schreiben, könnt Ihr mit diesen Elementen spielen. So auch etwa bei einem Liebesgedicht (Franz Kafka “Auch ist das vielleicht nicht eigentlich Liebe”):

“Auch ist das vielleicht nicht eigentlich Liebe,

wenn ICH sage, dass DU MIR das Liebste bist;

Liebe ist, dass DU MIR das Messer bist,

mit dem ICH in MIR wühle.”

Eine Stimme für das fiktive Ich

Franz Kafka hat wortwörtlich sicher nicht mit einem Messer in sich “gewühlt”, das Lyrische Ich jedoch, empfindet eine schmerzliche Liebe zu jemandem. Es ist allgemein übertragbar und durch die Form der direkten Anrede und der Possessivpronomen deutlich. “Creative Writing” erlaubt uns, alles auszudrücken, was wir denken und fühlen. Wir laden Euch herzlich ein, einem fiktiven “Ich” eine Stimme zu verleihen. Taucht ein, in eine Gefühlswelt – taucht ein, in die Welt des kreativen Schreibens. 

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