Auf Wanderwegen zur Fotografie – Sandro Fabris


Sandro Fabris, der 2022 das erste Mal bei uns im Fotokurs-Programm war, wird auch 2023 wieder dabei sein – und dieser Artikel ist für alle, die ihn noch nicht kennen. Wir haben ihn darum gebeten, einmal grob zu umreißen, was ihn als Fotografen eigentlich ausmacht. Seine “grob umrissene” Antwort ließ sich so Fotografie-Begeisterungs-ansteckend lesen, dass wir Euch das nicht vorenthalten wollen. Lest und lernt Sandro Fabris kennen: 

Sandro Fabris auf einer seiner Wandertouren. 

Fotografie war eigentlich seit meiner Kindheit ein allgegenwärtiges Thema: Mein Vater war Objektivtechniker und selbst leidenschaftlicher Analog-Fotograf. Da wäre es schwierig geworden, sich dem Thema Fotografie vollends zu entziehen. Früher wusste ich allerdings noch nicht, inwiefern mich das Ganze beeinflussen sollte, was für eine große Rolle die Fotografie in meinem Leben noch spielen würde. Denn heute bin ich selbst Fotograf, spezialisiert auf Landschaftsfotografie und die Industriekultur des Ruhrgebiets, meiner Heimat. 

Aber fangen wir von vorn an:

Erst mit Mitte 30 fand ich meinen eigenen eigentlichen Weg zur Fotografie. Alles fing damit an, dass ich damit begann, ab und zu zu wandern und so wurde mein erstes Interesse daran geweckt, Gesehenes festzuhalten. Dieses Interesse entwickelte sich schnell zu einem Hobby und dann zu einer Liebe – heute sogar zu einem Beruf. 

Ich mag den Gedanken, etwas für sein Bild tun zu müssen. Da ich nur mit „Available Light“ (heißt: ohne Blitze oder andere künstliche Lichtquellen) arbeite, gilt es zusätzlich, auf den richtigen Moment zu warten. Am Ende einer langen Wanderung die richtige Komposition zu finden und mit besonderem Licht belohnt zu werden, gehört für mich zu den schönsten Erfahrungen, die man machen kann. Im nächsten Schritt wird diese Erfahrung dann fotografisch festgehalten. Das lässt einen die schönsten Momente einfangen, man wird immer darauf zurückgreifen und vor allem -schauen können. Näher an echte Magie kann man kaum kommen. 

Eine besondere Beziehung pflege ich zu den Dolomiten und dem Westjütland in Dänemark. Hier lernte ich sowohl mit spektakulären Landschaften und Licht mit hohem dynamischem Umfang umzugehen, als auch mit kleinen intimen Szenen, die äußerst minimalistisch sind. Diese Umgebungen haben mich gelehrt, was ich heute in der Fotografie anwende und mit Freude und Wohlwollen weitergeben möchte. 

Auf Fototour in Dänemark.

Aber Gutes liegt nicht immer fern – auch in Deutschland gibt es so schöne Orte, dass man gar nicht glauben kann, was für Motive man da gerade vor seiner Linse hat. Hier haben es mir besonders die Region Sächsische Schweiz und das Berchtesgadener Land angetan – wer schon einmal da war, oder Bilder aus der Region gesehen hat, der weiß, was ich meine. Dort findet man landschaftlich einfach alles, was das Fotografenherz begehrt: Nebelverhangene Wälder und Täler, Berge, Flüsse, Seen und Wasserfälle. Nicht nur kreativ, auch kameratechnisch kann man sich hier wunderbar ausleben! 

Atemberaubende Motive in den Dolomiten.

Natürlich hat man nicht immer die Zeit, neben Familie, dem “Haupt-”Beruf und anderem Alltäglichen auf Reisen zu gehen, um an die entlegenen Orte zu kommen, wo sich die spektakulärsten Motive befinden. (Tolle Motive finden sich auch woanders!)

Und so habe ich über die Zeit auch eine Leidenschaft dafür entwickelt, die für das Ruhrgebiet und NRW bekannten industriekulturellen Motive abzulichten. Hier gefällt mir besonders die Verbindung zwischen den von Menschen geschaffenen Denkmälern mit Historie und der sie umgebenden Landschaft. In der Hochphase der Pandemie hatte ich die Zeit dafür, mich auf diesen Teil meiner Fotografie zu konzentrieren und so konnte ich viele der Zechen und Halden besuchen, die das Ruhrgebiet zu bieten hat. Dabei habe ich entdecken können, dass auch das Ruhrgebiet so viel mehr zu bieten hat, als man denkt – Motive lauern hier quasi überall. 

Der Tetraeder in Bottrop im Ruhrgebiet bei Nacht.

Die Fotografie ist einfach zu einem Teil meines Lebens geworden. Besonders gefällt mir daran, dass es ein Prozess ist, der weit über das Drücken des Auslösers hinausgeht. Ich liebe jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zum gedruckten Bild, angefangen mit dem Recherchieren und Scouten von neuen Motiven. Den schon angesprochenen Teil der Wanderung zum Motiv liebe ich ganz besonders. Was folgt, ist das Finden der eigenen Komposition und das Warten auf den richtigen Augenblick. Für viele Hobby-Fotografen endet der Prozess hier, aber für mich geht es dann in die zweite große Phase meiner Fotografie. 

Mit Hilfe der Bildbearbeitung kann ich aus flachen und leblosen RAW-Files kontrastreiche und lebendige Bilder machen, die dem entsprechen und das akzentuieren, was ich vor Ort mit eigenen Augen gesehen habe.

Der letzte, nicht immer notwendige, aber für mich äußerst befriedigende Aspekt ist die Veröffentlichung oder der Druck eines Bildes. Dies kann in Form eines Posts in Social-Media-Kanälen, in dem Einbinden des Fotos auf einer eigenen Website dem Druck als Poster, Bild oder Fotobuch erfolgen. Hauptsache man kann es sich immer wieder anschauen und so den Moment, den man so schön fand, dass man ihn auf einem Foto festhalten wollte, wieder ins Gedächtnis rufen. 

Das ist es, was ich mir auch zur Aufgabe bei meinen Workshops gemacht habe. Die Begleitung der Teilnehmer entlang des gesamten fotografischen Prozesses: Von der Idee bis zum gedruckten Bild.

Sandro, wir sagen Danke! 

An Berichten wie diesen merkt man, dass die Fotografie und das Vermitteln des Fotografie-Wissens von Dozent zu Kursteilnehmer immer ihre ganz besonderen und individuellen Ursprünge haben. 

Hast Du jetzt Lust bekommen, Sandro mal in echt über seine Passion sprechen zu hören und Dir von ihm erklären lassen, was er über die Fotografie weiß? Zu seinen Kursen geht es hier.